Frischer Wind aus konservativer Ecke
Quasi null Erfahrung gegen eine sehr erfolgreiche Karriere in Verwaltung und Kommunalpolitik. Was kann das für den jungen Herausforderer werden? Natürlich weiß Noel Schuppenat, dass es schwer wird. Aber er schaut auf seine Stärken: „Ich möchte besonders Ansprechpartner sein für die jungen Wähler. Ich denke, die würden mit ihren Ideen und vielleicht Sorgen eher zu Ihresgleichen kommen. Da spricht man unbeschwert auf Augenhöhe.“
»Themen für junge Leute und Sicherheit interessieren mich«
Bei der Wahl zum Gemeinderat sieht es besser aus. Noel tritt zwar gegen den etablier- ten Ratsherren Carsten Benasse (SPD) an. Aber er verspricht sich Chancen, weil dort die Feuerwache steht, er in der Wehr viele Kameraden hat und die Gegend gut kennt. Denn er ist seit seiner Kindheit bei der Feuerwehr: „Ich habe mit zehn Jahren losgelegt und bin danach direkt in die aktive Wehr eingetreten. Feuerwehr, Themen für junge Leute und Sicherheit im Allgemeinen interessieren mich am meisten“, sagt er.
Deswegen ist er auch auf die Idee gekommen, zukünftig die Polizei bei öffentlichen Bauprojekten mit einzubeziehen: „Ich bin zwar nur kundiger Bürger. Aber über die Fraktion haben wir die Idee dann in die politische Diskussion bekommen und von da in die Verwaltung.“ Und so schaut sich die Polizei jetzt an, was Stadtplaner „Angsträume“ nennen. Das sind Passagen und Ecken an Straßen und Wegen, die nicht gut beleuchtet und verwinkelt sind. Kurz: Orte, an denen man sich nicht wohlfühlt, weil hinter der nächsten Ecke jemand lauern könnte.
Noels Interesse für öffentliche Sicherheit kommt nicht von ungefähr. Er studiert Jura an der Universität in Bielefeld und beschäftigt sich deswegen
täglich mit Recht und Gesetz. Zur Politik ist er durch Zufall gekommen: „Nach dem Abi 2016 hatte ich nach meinem Nebenjob ein bisschen Zeit und habe eher zufällig mal Parlamentsdebatten im Fernsehen geschaut. Da habe ich festgestellt, dass die Ideen und Werte der CDU am besten mit meinen eigenen übereinstimmen.“ Er surft über die Webseite der Kreis CDU, bekundet sein Interesse für mehr Information per Webformular und bekommt kurz darauf Antwort. „Dann ging alles sehr schnell“, so erinnert sich Noel. „Ich habe eine Einladung zu einem Treffen der Kreis CDU bekommen. Dort war auch Jörg Düning-Gast, unser Hiddenhauser Vorsitzender. Er hat mich zum Treffen mit dem Gemeindeverband eingeladen. Seitdem bin ich dabei.“
Mittlerweile hat er es zum stellvertretenden Ausschussmitglied geschafft in die Ausschüsse für Gemeindeentwicklung, Feuerschutz und Umwelt, Rechnungsprüfung und Wahlprüfung. Das ist sehr viel Kleinarbeit hinter den Kulissen.
So richtig punkten kann man damit beim Wähler allerdings nicht. Ein Politiker muss auch seine Nase in Kameras halten, damit er von der Öffentlichkeit wahrgenommen wird. Und das hat Noel gleich zu Anfang seiner noch sehr jungen politischen Laufbahn getan, mit einer Idee für junge Leute.
Kalkulation war das nicht. Es ergab sich so. Und Hiddenhausens CDU-Fraktionsvorsitzender Marcus Soehn- chen nahm den jungen Noel unter seine Fittiche für einen ersten Pressetermin. Noel, der zwei Jahre zuvor am Ravensberger Gymnasium Abitur gemacht hatte, war 2018 aufgefallen, dass an der Olaf-Palme-Gesamtschule (OPG) ein Fahrradständer mit Unterstand fehlt: „Schüler fahren mit dem Rad. Aber die Räder müssen auch irgendwo stehen und sollen da auch sicher und geschützt sein. Denn sie sind heute teilweise echt teuer.“
Kommunalpolitisches Projekt an der OPG wird umgesetzt
Söhnchen macht einen Termin mit der lokalen Presse, Noel Schuppenat schildert sein Anliegen, und am nächsten Tag hat er sein erstes Thema platziert. Da lernt er auch die erste Lektion in Kommunalpolitik: Man muss dicke Bretter bohren, sehr dicke. Schon kleine Ideen umzusetzen, kann manchmal schier unendlich lange dauern.
Aber es hat sich gelohnt. Denn vor weniger Tagen, mehr als zweieinhalb Jahre nach Noels Idee, verkündete Bürgermeister Ulrich Rolfsmeyer in der letzten Ratssitzung vor der Sommerpause: „Eine gute Nachricht für Hiddenhausen: Wir haben sechs Förderungen bekommen, alle mit 90 Prozent. Eine davon ist die Fahrradabstelleinrichtung an der OPG.“ Die Kosten belaufen sich auf 40.000 Euro. Aufgrund der Förderung fallen für Hiddenhausen aber nur 4.000 Euro an.
Darüber freut sich Noel Schuppenat natürlich: „Und als nächstes würde ich mich gerne wieder für junge Menschen einsetzen. Wir brauchen schnelleres Internet. Digitalisierung ist wichtig. Corona hat das gezeigt“, sagt er. „Internet muss so schnell sein, dass in einem Haushalt mindestens zwei Personen gleichzeitig streamen können, Netflix zum Beispiel, ohne dass es ruckelt. Das müssen wir schaffen, und ich werde mich dafür einsetzen.“
Aus der Neuen Westfälischen vom 03.07.2020 – Artikel „Frischer Wind aus konservativer Ecke“ – Von Alexander Jenniches